Noch immer…Stille.

Ich habe mich sehr gefreut über all eure Kommentare und guten Wünsche. Mit großer Ehrfurcht stehe ich vor so viel Anteilnahme, Güte und Achtsamkeit, wie sie mir hier in diesem Blog begegnet. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mir so viele Menschen hier ans Herz gewachsen sind. Nie für möglich gehalten hätte ich den Beistand, den ich über das Internet erfahre. Es rührt mich zu Tränen. Herzlichen Dank!
Und ich weiß nicht, ob euch allen das bewusst ist: Ich kann oft nicht nach draußen zu den Menschen wegen schlechter Blutwerte und Ansteckungsgefahr. Umso mehr seid ihr mein Kontakt zur Welt. Ich danke also allen für Kommentare, Anrufe, SMS und Post. Und ich danke euch für manchen Kommentar, der mich klüger und weiser hat werden lassen auf dem Weg durch den Krebs, das Leben, auf dem Weg zu mir selbst… Ich habe mehr gefunden, als ich verloren habe.

Mein Tag gestern war unheimlich ruhig. Mancher würde jetzt sagen „friedlich“. Aber ist das so? Die Stille ist noch immer sehr präsent. In jeder Ritze unserer Wohnung schweigt es eisern. N. hat am Schreibtisch gearbeitet. A. war beim Laufen. Am Nachmittag gab es den Kuchen. Wie versprochen war Frau S. mehr als pünktlich. Es war sehr schön. Gemütlich.
Doch jenseits dieser zwei Stunden und unseres Versuchs, Normalität zu proben, liegen wir irgendwie seltsam auf der Lauer. Ja, so würde ich das gerne beschreiben. Wir haben Acht auf die kleinsten Dinge. Ist alles in Ordnung? Wenn ich jetzt schlafe, werde ich dann wieder aufwachen? Ist wirklich alles okay? Und wir können es alle nicht abstellen. Zutiefst verunsichert und unter Schock stehen wir da. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bevor wir wieder Sicherheit spüren, Zuversicht, Klarheit…

Und ich habe zu lesen begonnen. Zunächst unmotiviert, aber es ist ein unheimlich spaßiges, berührendes und zugleich kritisches Buch: Die Analphabetin, die rechnen konnte, von Jonas Jonasson. Eine lustige Geschichte um einen schwedischen Briefträger und eine 14jährige aus Südafrika und zugleich eine kritische Würdigung von Apartheit, Monarchie und diversen Staatssystemen. Sehr herzzerreißend und dennoch urkomisch.

Wenn es heute trocken bleibt, dann gehen wir an die frische Luft und eventuell einen neuen Schlafanzug kaufen. Ja, auch so ein Phänomen. Wenn man soviel das Bett und das Sofa pflegt wie ich, dann investiert man gerne mal in bequeme neue Betttracht. Normalerweise lege ich ja großen Wert darauf, mich täglich anzuziehen. Das verhindert ein Verlottern und fördert die Teilhabe. Aber in solchen Zeiten wird das nichts. Also auf! Schauen, was die Bettmode zum Frühjahr spricht! Beim großen Kaffeeröster unseres Vertrauens geht der Trend klar zum Wendeschlafanzug. Zwei in eins. Ja super… 😉

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20 Antworten zu Noch immer…Stille.

  1. KronprinzessinM schreibt:

    Guten Morgen!
    Humorvolle Literatur ist bestimmt jetzt ein guter Therapeut für Dich, könnte ich mir zumindest vorstellen. 😉
    Habe einen schönen Tag. :wave:
    Gruß Karen

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  2. I-will-survive schreibt:

    Ja, das hoffe ich auch. Dir auch einen schönen Tag!
    Ist wirklich ein gutes Buch…

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  3. babs schreibt:

    ja das i-net…ein tor zur außenwelt. so sehe und empfinde ich das auch. man kann teilhaben…teilhaben am leben. besonders schön, wenn andere ihren (all)tag erzählen. so normal.
    und bücher, bücher sind fein, um sich in eine andere welt zu beamen..fernab von den eigenen sorgen und ängsten.
    dann viel spass und erfolg beim nachtgewand aussuchen….und anziehen ist immer eine gute option. so
    halte ich das auch jeden tag
    ich drück dich
    babs

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    • I-will-survive schreibt:

      Ja, das „In-eine-andere-Welt-Beamen“. Nur manchmal frage ich mich, ob das richtig ist. Meine liebe Freundin und Kollegin hat mir das übel genommen. Doch ich kann und mag mich gerade nicht mit der Realität dort besschäftigen.

      Anziehen ist wichtig. Sonst geht es uns irgendwann wie den Leuten, die man z. B. auf dem Arbeitdamt sehen kann. Ich verstehe schon… Es ist ein kurzer Weg zum Jogginganzug… Könnte auch mir schnell passieren.

      Drück dich, K.

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      • babs schreibt:

        bei meiner ersten behandlung hat die onkologische schwester gesagt „blenden sie es aus wenn sie können. ausblenden, nicht verdrängen“…..ich finde es eine gute option.
        und deine freundin und kollegin muss sich eine andere strategie für ihre verarbeitung überlegen.
        wir blenden den mist aus und geben ansonsten unser bestes.

        und der jogginganzug ist schneller tatsache, wie man gucken kann

        drücker
        babs

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      • I-will-survive schreibt:

        „Ausblenden“ ist das richtige Wort. Danke!
        Denn es ist ja nicht so, dass man die Dinge nicht mitbekommt. Aber man kann einfach nicht reagieren. Das ist kein Desinteresse. Wirklich nicht. Es ist „Ausblenden“. Genau.

        Beware of Ballonseide! 🙂

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      • idgie13 schreibt:

        Kann sie wirklich nicht verstehen, dass Du grad Deine Kraft an anderen Stellen viel dringender brauchst?

        Das finde ich aber wirklich traurig ..

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      • I-will-survive schreibt:

        Ich verstehe das schon. Sie steckt zu sehr selber drin. Sie war ja in letzter Zeit auch nicht sehr sensibel für meine Themen. Kann man nichts machen. Manchmal ist man einfach zu weit voneinander entfernt. Ich bekomme dann beispielsweise „Termine“, um zu reden, 5 Tage später. Okay. Bringt mir nichts, wenn jetzt im Moment das Leben schmerzt. Dann muss man einfach mal Abstand voneinander nehmen. Auch so eine Lektion des Lebens… Hätt ich nicht gedacht. Ist aber wohl so.

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      • idgie13 schreibt:

        Die ganze Situation lehrt einen unglaublich viel über einen selbst und auch die Menschen, die einen umgeben.

        Ja – spätere Termine zum Reden helfen in der Situation gar nicht.

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  4. Angiletto schreibt:

    So ein ganzer Schlafanzug wie die Babys ihn tragen muss auch cool sein, hab den die Tage im Katalog gesehen und fand den witzig 😉

    Schönen Tag dir 🙂

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  5. Su-anne schreibt:

    Auch für mich ist das Netz ein wichtiges Kommunikationsmittel und war/ist in schlechteren Zeiten die einzige Möglichkeit, sich auszutauschen und Kontakte zu pflegen.
    Bücher sind für mich schon immer eine Möglichkeit sich von der weniger prallen Realität ein wenig zu erholen und gesunde Distanz zu erhalten.
    Wirklich verdrängen funktioniert sowieso nicht. Die Symptome sind doch viel zu deutlich, die Veränderungen im Leben viel zu einschneidend.

    Strampler/Overalls für Erwachsene sind nicht wirklich praktisch, wenn auch oft sehr dekorativ 😉
    Ich wünsche Dir viel Spass beim Shoppen

    lieben gruss
    sue

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  6. Delicatus schreibt:

    Du kannst ja für Draußen einen Ganzkörperdaunenanzug wie für eine Everest Expedition anziehen. Dann ist Dir auch schön warm und Du bekommst frische Luft.

    Ganz im Ernst. Deine Beschreibung der Stille ist (leider) sehr gut. Es ist manchmal wie bei einem Streit. Ja, es ist laut, aber die Stille ist schlimmer. Die Stille kann so drückend auf jeden lasten. Die Stille ist dann wie eine Nebeldecke. Und doch kommt irgendwann der Punkt, wo die graue Suppe an einer Stelle etwas heller wird. Und dann kommt ein Strahl durch und noch einer und irgendwann reißt der Vorhang auf. So wirst Du vielleicht bald eine schöne Stelle aus dem Buch zitieren, N. oder A. werden etwas Lustiges erzählen und so geht die Stille langsam wieder weg.

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  7. Delicatus schreibt:

    Wenn die Ansteckungsgefahr nicht wäre, dann wären Kinder wirklich gut. Die denken nicht groß darüber nach. Vielleicht könnt ihr eine Mundschutzparty feiern. Danach bist Du wahrscheinlich fix und fertig und freust Dich über die Stille.

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  8. Flip-per schreibt:

    Jetzt hörst Du Dich schon wieder besser an. Also, auf zum shoppen, hoffentlich ist das Wetter einigermassen. Ich wünsche Dir jedenfalls einen schönen Tag, weiter so!
    LG

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  9. Judith schreibt:

    Ich hab dann auch mal wieder stabiles Internet und wollte Dir auch schreiben, dass ich viel an Dich denke und jeden Tag lese. Deine Beschreibung des Lauerns und der unausgesprochenen Furcht ist sehr gut. Ich kann das gut nachempfinden. Ich wünsch Dir und Euch, dass es aufwärts geht und spätestens mit dem Frühling bessere Zeiten kommen.

    Bei Charme und Anmut gibt es auch lustige Schlafanzüge mit Comicmotiven.

    Ich mach jetzt was richtig Schönes und plane Fotoausflüge.

    Gruß Judith

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  10. Ditschi schreibt:

    Ein Hoch auf’s Internet…;)

    Hast du einen schönen Schlafanzug gefunden…

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